Einfach schweben – die Kunst zu vertrauen

Manche Bilder beginnen mit einer Bewegung, noch bevor ein Pinsel das Papier berührt. Es ist dieser Impuls – leicht, fließend, kaum greifbar –, der den ersten Gedanken trägt. Wie ein Körper, der sich im Wasser dreht, vom Rhythmus getragen, schwerelos und gleichzeitig vollkommen präsent.

Wenn ich Tanz male, male ich nicht nur Bewegung. Ich male ein Gefühl. Einen Zustand. Und oft ist dieser Zustand: Schweben.

Zwischen Erdung und Auflösung

Wasser ist dabei nicht nur Element, sondern Metapher: Ein Medium, das trägt, ohne zu halten. Das erlaubt, zu fließen, ohne das Ziel zu kennen. In meinen Bildern übertrage ich diese Qualität auf Körper – meist Frauenkörper – die sich scheinbar schwerelos in der Fläche bewegen. Ihre Silhouetten lösen sich teilweise auf, tauchen wieder auf, verschwimmen mit dem Hintergrund.

Diese Bilder sind keine klassischen Tanzporträts. Sie sind Zustandsbeschreibungen.

Was bedeutet es, zu schweben – emotional, mental, körperlich? Es bedeutet: loslassen. Vertrauen. Nicht in jedem Moment wissen, wohin die Bewegung führt – und sich trotzdem hineinzubegeben.

Viele Frauen, mit denen ich über diese Arbeiten gesprochen habe, beschreiben genau das: „Es erinnert mich daran, wie es sich anfühlt, nicht immer alles kontrollieren zu müssen.“ Und oft ist das ein stiller Wunsch, der im Alltag keinen Raum bekommt – aber im Bild sichtbar wird.

Ein schwebender Körper kann für Leichtigkeit stehen, für Freiheit, für eine neue Verbindung zum eigenen Körper. Aber auch für das Loslassen alter Begrenzungen. Für das sich Hineinfallenlassen in das, was kommt.

Malerei als Choreografie

In den Bildern der Serie arbeite ich mit durchlässigen Farbschichten, transparenten Übergängen, weichen Linien. Die Figur ist oft nur angedeutet, fragmentarisch, flüchtig – wie ein Tanzmoment, der gerade noch sichtbar ist und gleich schon vergeht.

Der Raum selbst tanzt mit. Es gibt keinen festen Boden. Keine klaren Begrenzungen. Nur ein rhythmisches Spiel zwischen Licht, Form, Farbe und Bewegung.

Diese Art von Malerei ist nicht „abzubilden“, sondern ein Gefühl einzufangen. Ein inneres Gleiten. Ein Zwischenzustand – zart, vibrierend, offen. Was bleibt: ein Gefühl von Weite.

Das Ziel: beim Anblick dieser Werke aufatmen. Etwas löst sich. Etwas dehnt sich aus. Und das ist genau die Kraft von Kunst: Sie kann körperlich wirken, auch wenn wir sie nur mit den Augen erfassen. Ein Bild kann Raum geben – nicht nur an der Wand, sondern im Inneren.

Ein Zustand, in dem Bewegung nicht zielgerichtet ist, sondern Ausdruck einer inneren Wahrheit. Schweben heißt nicht, sich zu verlieren – es heißt, sich in etwas Größeres einzufügen, das einen trägt.

Diese Serie ist Einladung und Spiegel zugleich: Erinnere dich daran, wie es sich anfühlt, leicht zu sein. Beweglich. Offen. Nicht trotz der Schwere des Alltags – sondern gerade deswegen.

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